Jahrgang 2016
2016
Reisebericht Nordkorea
Conny Khadivi
(1. Bundesjugendvorsitzende)
Zu diesem außerordentlichen Kofo-Abend kamen ca. 90 überwiegend junge Besucher. Wo kann man schon Informationen aus erster Hand über dieses abgeschottete Land erhalten! Die hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Conny berichtete von ihren beiden Reisen 2015 nach Nordkorea. Sie begleitete Robert Grund, der in Pjöngjang ein Gehörlosenzentrum aufgebaut hat. Dort gibt es dank seines Engagements zahlreiche Angebote für Gehörlose: Kindergarten, Dolmetscherverein, Schreinerei, Produktion von Lichtweckern, eine Zeitung, eine Beratungsstelle und ein Filmstudio. Das trägt entscheidend zum Selbstvertrauen und zur Bildungssituation der Gehörlosen in Pjöngjang bei. Die meisten gehörlosen Kinder aber werden noch versteckt gehalten und nur 3% besuchen eine Schule. Conny unternahm auch Reisen im Land – nur in Begleitung und nur auf vorgegebenen Routen. Dörfer durfte man nicht besuchen. Häufiger Stromausfall deutete darauf hin, dass die wirtschaftliche Situation sehr schwierig ist. Im Vortrag und in der Diskussion kamen viele weitere interessante Einzelheiten zur Sprache, die hier nicht alle beschrieben werden können. Kurz: Wer nicht da war, hat viel verpasst 🙂
Reisen auf eigene Faust nach Nordkorea sind nicht möglich. Es gibt aber regelmäßig Reisen von Peking nach Nordkorea, die vom Gehörlosenverband Hongkong zusammen mit dem Gehörlosenzentrum in Pjöngjang und dem Weltverband der Gehörlosen organisiert werden:
http://www.good-fellowship.org/
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Ulrike Kretzer
Fotos:
Ingo Langner
DeafMentoring – Peer Counseling in Gebärdensprache für einen erfolgreichen Berufseinstieg
DeafMentoring – Peer Counseling in Gebärdensprache für einen erfolgreichen Berufseinstieg
Isa Werth, Uwe Zelle
(RWTH Aachen, Universität zu Köln)
Isa Werth und Uwe Zelle informierten über das neue Projekt der RWTH Aachen und der Universität Köln. Berufserfahrene gebärdensprachkompetente Personen werden zu Mentoren geschult, um Berufseinsteiger bei ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung begleiten zu können.
Die Referenten erläuterten Inhalt und Ablauf der Ausbildung, die für die Teilnehmer kostenlos ist. Wichtig ist die Beratung auf Augenhöhe, die so nur durch Betroffene (gleiche Kultur, gleiche Sprache) erreicht werden kann.
Mentee kann jeder gehörlose oder schwerhörige Mensch werden, der eine Unterstützung für seinen Berufseinstieg braucht.
Mentees werden noch gesucht: Anfragen an
uwe.zelle@uni-koeln.de
Skype: deafmentoring
In der Diskussion wurde angemerkt, dass auch schwerhörige oder ertaubte Menschen ohne Gebärdensprachkompetenz eine solche Unterstützung benötigen. Die Referenten stimmten dem zu, betonten allerdings, dass dafür ein Ausbildungskonzept mit anderen Schwerpunkten erstellt werden muss. Eine Teilnahme an den Seminaren mit Gebärdensprachdolmetscher hat sich als nicht förderlich herausgestellt.
Moderation:
Michael Mees
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner
Wanderung auf dem Jakobsweg
Martin Zierold
Im November 2013 wollte sich Martin Zierold eine Auszeit gönnen und wanderte auf dem bekannten Pilgerweg von Leon nach Santiago de Compostela. Sein Ziel war, die 309 Kilometer lange Strecke in nur 10 Tagen zu bewältigen. Über seine Erfahrungen berichtete er mit einer interessanten Fotopräsentation auf unserem Kofo.
Zunächst überraschte er die Wanderfreunde unter den Besuchern mit seinem Eingeständnis, dass er nicht viel Sorgfalt auf die Wahl seiner Schuhe gelegt hat. Mit dicken Blasen musste er deshalb einige Tagesstrecken in Badelatschen zurücklegen. Umso erstaunlicher ist es, dass er sein ehrgeiziges Ziel tatsächlich geschafft hat. Mit voll abgestempelten Pilgerpass erreichte er Santiago di Compostela.
Martin betonte, dass diese Pilgerreise ihm geholfen hat, auf sich selbst zu achten und die Balance zwischen Privatleben und beruflichem bzw. ehrenamtlichem Engagement wieder zu finden. Deshalb kann er diese Wanderung – mit entsprechender Vorbereitung – jedem empfehlen. Gerne würde er auf diesem Weg noch einmal eine längere Strecke zurücklegen.
Martin verzichtete dankenswerterweise auf ein Honorar und wurde deshalb mit einer guten Flasche spanischen Rotweins verabschiedet.
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner
Willkommen in Deutschland? Taube Flüchtlinge und Hilfen der Gehörlosengemeinschaft
Flüchtlingshilfsteam "Deaf Refugees NRW" –
Christine Tschuschner, Stephanie Prothmann
Zahlreiche Besucher fanden sich zu diesem Kofo-Abend ein, darunter auch mehrere gehörlose Flüchtlinge. Um eine gute Kommunikation für alle zu gewährleisten, dolmetschte Rafael Grombelka in International Sign.
Leider stand die Veranstaltung unter keinem guten Stern: Der vorgesehene zweite Referent Harro Drescher hatte kurzfristig abgesagt, ebenso unser Moderator Ralf aus Krankheitsgründen. Michael Mees war bereit, noch am selben Tag als Moderator einzuspringen und Christine Tschuschner und Stephanie Prothmann übernahmen auch Harros Part.
Christine stellte zunächst die Unterstützungsgruppe des Landesverbandes der Gehörlosen vor. Sie erklärte dann Fluchtursachen, Fluchtwege, den Ablauf des Asylverfahrens und nahm Stellung zu einigen Vorurteilen hier in Deutschland gegen Flüchtlinge. Besonders gehörlose Flüchtlinge stoßen auf Barrieren. Viele von ihnen sind allein geflohen, ihnen droht auch in Deutschland die Vereinzelung. Christine appellierte an die Zuschauer, gehörlose Flüchtlinge wie ein Familienmitglied in die Gehörlosengemeinschaft aufzunehmen. Ihr und Ümit Cucus Engagement für Flüchtlinge ist bewundernswert.
Die Dolmetscherin Stephanie Prothmann berichtete von den Schwierigkeiten gehörloser Flüchtlinge, bei Ämtern und insbesondere beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ihre Anliegen vorzutragen. Die Betroffenen bekommen einen Termin für das „große Interview“ und müssen dann schauen, wie sie Dolmetscher dafür organisieren. Für die Dolmetscher sind diese Termine auch eine große psychische Belastung. Sie erfahren viel von Krieg, Folter und unmenschlichem Verhalten, mit dem sie fertig werden müssen.
In der anschließenden Diskussion meldete sich ein Flüchtling mit einem Termin für seine Anhörung, den er vor kurzem bekommen hat und Stephanie konnte Hilfe versprechen. Leider blieb für die Diskussion viel zu wenig Zeit; einige wichtige Fragen blieben unbeantwortet, als wir die Veranstaltung um 21.15 schließen mussten.
Dank an die Referenten, die zugunsten der Flüchtlingsarbeit auf ein Honorar verzichteten. Unsere Spendensammlung ging an diesem Abend ebenfalls an die FLüchtlingshilfe und betrug 93 Euro.
Moderation:
Michael Mees
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Frank Brüggemann
Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten
Annegret Heiderich (Ökotrophologin)
Die Mensa des Internates war gut besetzt an diesem Kofo-Abend. Offensichtlich besteht zu diesem Thema großer Informationsbedarf.
Frau Heiderich erklärte zunächst den Unterschied zwischen Allergie und Nahrungsmittel-Intoleranz und stellte anschließend die wichtigsten Unverträglichkeiten vor – wie z.B. Lactose-Intoleranz, Gluten-Intoleranz und die sehr häufige Fructose-Intoleranz. Wichtig ist eine verlässliche Diagnose durch den Arzt. Bei einigen Intoleranzen wie der Histamin-Intoleranz ist die Diagnose sehr aufwendig. Man soll aber darauf bestehen, bevor man auf zu viele Nahrungsmittel und damit auf Lebensqualität verzichtet.
In der Diskussion stellte die Referentin noch einmal klar, dass es wichtig ist, sich vielfältig zu ernähren. Bei vielen Intoleranzen kann man – im Gegensatz zur Allergie – die Lebensmittel bis zu einer bestimmten Menge vertragen. Man muss selbst die Balance zwischen abwechslungsreicher Ernährung und Beschwerdefreiheit finden. Damit man die Vortragsfolien noch einmal nachlesen kann, stellte uns die Referentin die Folien im pdf-Format zur Verfügung:Vortrag Lebensmittel-Unverträglichkeiten.
Moderation:
Kathrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Julia Beer (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner
Gehörlose Opfer der Zwangssterilisationen und der Euthanasie in der NS-Zeit
Filmvorführung und Diskussion mit Filmautor
Helmut Vogel
Der Film wurde im Sommer zum ersten Mal der Öffentlichkeit in Frankfurt vorgestellt. Er zeigt die Lebensgeschichten von gehörlosen Opfern der NS-Zwangssterilisationen und der Euthanasie. Filmautor Helmut Vogel und Kameramann Jürgen Endress hatten die von Zwangssterilisation Betroffenen an verschiedenen Orten aufgesucht und sie beim Erinnerungsprozess begleitet.
Die Zuschauer waren sehr beeindruckt von der Filmdokumentation. In der anschließenden Diskussion antwortete Helmut Vogel fundiert auf die Fragen des Moderators und der Zuschauer. Die erlittene Demütigung blieb für die Betroffenen lange Jahre unbewältigt. Erst spät erfolgte mit der Veröffentlichung von Horst Biesold (“Klagende Hände”) eine Aufarbeitung und schließlich auch die Anerkennung als Opfer durch eine – geringe – Entschädigungszahlung. Interessant war auch der Hinweis, dass es in Deutschland bis in die 80iger Jahre gedauert hat, bis vererbte Gehörlosigkeit in der Gehörlosengemeinschaft selbst nicht mehr als Makel angesehen wurde.
Es war ein nachdenklich machender Kofo-Abend, der sicherlich dazu beigetragen hat, diese furchtbaren Geschehnisse nicht zu vergessen.
Hier kann man den Film in voller Länge anschauen: www.kugg.de
Moderation:
Ralf Kirchhoff
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner