Jahrgang 2010
2010
Krebsfrüherkennung – Krebsvorsorge
Referent: Dr. med. Claas Hüttenrauch
(Hausarzt, schwerhörig)
Das Publikum des heutigen Abends war gut gemischt: Jüngere und ältere, gehörlose und schwerhörige Besucher, ebenso wie hörsehbehinderte und taubblinde Menschen interessierten sich für dieses Thema. Viele haben den Eindruck, dass Krebs als Todesursache zunimmt.
Hier widersprach der Referent: Es gibt weniger Todesfälle durch Krebs (20% weniger seit 1980), wenn man die höhere Lebenserwartung berücksichtigt. Herz- und Kreislauferkrankungen führen häufiger zum Tod als Krebserkrankungen.
Dr. Hüttenrauch erklärte ausführlich und verständlich die Vorsorgeuntersuchung (Check up 35) und gab diese Tipps zur Früherkennung und Vorbeugung:
Regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung gehen (alle 1-2 Jahre), eventuell zusätzliche Untersuchungen vereinbaren, auf Beschwerden und Veränderungen reagieren, den Lebensstil überprüfen (Rauchen? Alkohol? Bewegungsmangel?). Der wichtigste Tipp aber ist: viel Bewegung!
Regelmäßige Bewegung (besonders ein Kraft-Training) stärkt Knochen und Muskulatur, verringert Schmerzen, verbessert die Beweglichkeit, unterstützt die Herz- und Kreislauffunktionen und stärkt die Abwehrkraft. Eine Fitness-Steigerung hilft auch gegen das Krebs-Risiko.
In der Diskussion antwortete der Referent gut verständlich auf alle Beiträge des Publikums und war auch im Anschluss noch bereit, auf persönliche Fragen einzugehen.
Moderation:
Ilse Grinz
Gebärdensprachdolmetschen:
Firma Skarabee (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Sabine Schlüß, Cornelia Krajewski
Fotos:
Ingo Langner, Frank Brüggemann
Gehörlose Menschen im 20. Jahrhundert – ein Rückblick auf Politik, Kultur und Bildung
Referent: Helmut Vogel (gehörlos)
Die Schulleiterin Frau Kleinöder begrüßte die ca. 70 Besucher und Helmut Vogel als bekannten und gern gesehenen Gast. Anschließend übernahm Ralf Kirchhoff die Moderation der Veranstaltung.
Helmut begann seinen Vortrag mit der Bedeutung der Deaf History, die erst seit etwa 20 Jahren in Deutschland betrieben wird. Die Erforschung der Geschichte gehörloser Menschen und ihrer Lebenssituationen kann dazu beitragen, der Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft – wie sie die UN-Konvention für die Rechte behinderter Menschen fordert – ein Stück näher zu kommen.
Er erklärte die Bedeutung von Taubstummen- und Fürsorgevereinen, die Entstehung des Reichsverbandes der Gehörlosen und die Internationalisierung des Sports, die von den Gehörlosen selbst gewünschte Namensänderung (Taubstumm – Gehörlos) und den Einfluss der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung. Der Film „Verkannte Menschen“ dokumentiert schon in den 30er Jahren das Bemühen der Gehörlosengemeinschaft um Aufklärung der hörenden Gesellschaft. Ausschnitte aus diesem Film zeigten, dass Gehörlose in Schule, Beruf und Freizeit gleiche Leistungen erbringen können wie Hörende.
Die weitere Entwicklung skizzierte der Referent in groben Zügen: Vom Nationalsozialismus über die unterschiedliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland bis zum Jahr 1989 nannte er wichtige Ereignisse.
Es war ein lebendiger Vortrag, der den Zuschauern viele neue Erkenntnisse vermittelte.
Kontakt zum Referenten: www.deafhistorynow.de
Moderation:
Ralf Kirchhoff
Gebärdensprachdolmetschen:
Bastienne Blatz, Mäggie Meisen (Skarabee)
Fotos:
Helga Ulbricht
Website Vibelle – Visuelle Informationen für Hörgeschädigte
Referent: Ege Karar
(Dipl.-Pädagoge, RWTH Aachen)
Dieses Kofo traf möglicherweise wegen des schönen Wetters nur auf mäßiges Interesse. Viele Gehörlose und Schwerhörige meinen vielleicht auch, dass sie schon alles über Vibelle wissen. Für die interessierten Zuschauer, die dennoch gekommen sind, hatte Ege Karar einige Überraschungen parat.
Ege Karar begann seinen Vortrag mit der Feststellung, dass unter den Zuschauern kaum gehörlose Lehrer und nur wenige gehörlose Schüler sind. Dabei eignet sich sein Vortrag tatsächlich für diese Zielgruppe. Denn die Website wird seit 2006 von gehörlosen und hörenden Fachleuten an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen entwickelt – mit dem Ziel, den Mangel an e-Learning-Angeboten für Gehörlose zu beheben und die didaktischen Methoden den speziellen Bedürfnissen von Gehörlosen anzupassen. Außerdem werden die Gebärdensprachvideos im Internet-Portal für die unterschiedlichen Aspekte des Berufslebens zur Verfügung gestellt und eine Möglichkeit zur Verbesserung der grundlegenden beruflichen Fähigkeiten angeboten (Deutsch lesen und schreiben sowie Mathematik). Die Vibelle-Benutzer können technische Möglichkeiten wie Videomail, Vlog, DGS-Forum etc. für ihre Außenkontakte nutzen um andere in der Videokonferenz zu treffen und Ideen und Informationen auszutauschen.
In der Diskussion wurden mehrere Fragen vertieft. Ein Beispiel: Der Moderator fragte am Ende der Diskussion: Können Migranten etc. auch Vibelle nutzen? Ege Karar antwortete: Soweit ist Vibelle noch nicht für diese Zielgruppen entwickelt, aber es sei eine gute Idee, weitere Projekte auf die Beine zu stellen. Die Veranstaltung schließt mit der Feststellung des Moderators, dass wir alle lebenslang lernen sollen.
Hier geht es zu www.vibelle.de
Kontakt zum Referenten: e.karar@isk.rwth-aachen.de
Moderation:
Ralf Kirchhoff
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Dorothea Funk (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Sabine Schlüß, Cornelia Krajewski
Fotos:
Ingo Langner
Schwierigkeiten am Arbeitsplatz – Was tun?
Referent: Thomas Worseck
(Dipl.-Sozialökonom, Dipl.-Wirtschafts- und Arbeitsjurist, schwerhörig, Hamburg)
Dieses Kofo traf auf großes Interesse. Viele Gehörlose und Schwerhörige haben Angst um ihren Arbeitsplatz, machen Kurzarbeit oder sind arbeitslos. Junge Leute möchten wissen, was sie beachten müssen, um nach der Ausbildung einen Job zu bekommen.
Thomas Worseck begann seinen Vortrag mit einer Bestandsaufnahme: Besonders unter Hörbehinderten ist die Arbeitslosenzahl sehr hoch, so belegen Umfragen bei Gehörlosenverbänden. Offizielle Zahlen gibt es nicht, denn die Agentur für Arbeit zählt nur schwerbehinderte Arbeitslose. Wer Arbeit hat, kann oft trotz guter Qualifikation keine Karriere machen. Der Referent erklärte die typischen Probleme für gehörlose und schwerhörige Menschen und zeigte Möglichkeiten für Lösungen. Thomas Worseck gelang es, dieses Thema für ein breites Publikum verständlich zu erklären. Junge Leute sagten nach der Veranstaltung, dass sie sehr viel gelernt haben – aber auch für „alte Hasen“ waren viele neue Informationen dabei.
Christian Aengenheister sorgte mit seiner lockeren und unterhaltsamen Moderation dafür, dass trotz des ernsten Themas gelacht werden konnte.
In der Diskussion wurden viele Themen vertieft. Ein Beispiel: Der Moderator fragte: Welchen Rat gibst du jungen Leuten, die nach der Schule eine Arbeit suchen? Thomas Worseck antwortete: Ihr sollt selbst die Initiative ergreifen, selbst aktiv werden. Ihr sollt euch nicht mit „halben Sachen“ zufrieden geben. Ihr sollt Fortbildung machen – soviel wie möglich, denn ohne Fortbildung verliert man schnell seinen Wert auf dem Arbeitsmarkt.
Wer den Vortrag noch einmal nachlesen möchte – der Referent hat uns seine Vortragsfolien zur Verfügung gestellt: Vortrag Schwierigkeiten am Arbeitsplatz
Kontakt zum Referenten: info@deaf-consult.de
Moderation:
Christian Aengenheister
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Sabine Schlüß, Susanne Lipka
Fotos:
Helga Ulbricht
Indien – ein Reisebericht
Referent: Benedikt J. Feldmann
(Student, gehörlos, Berlin)
Thema und Referent fanden großes Interesse – das zeigte sich am starken Andrang auf diesem Kofo. Nicht nur junge, auch ältere Menschen haben sich durch das Winterwetter nicht abhalten lassen. Wir waren überrascht, auch lange nicht mehr gesehene Gäste begrüßen zu können.
Benedikt berichtete mit zahlreichen Fotos über eine 3-monatige Rundreise durch Indien, die er im letzten Jahr unternahm. Im Laufe dieser Reise bekam er Kontakt zu vielen gehörlosen Indern und wohnte zeitweise mit ihnen und ihrer Familie zusammen. So konnte er aus eigener Erfahrung über das soziale und kulturelle Leben berichten, das vielen Touristen normalerweise verschlossen bleibt. Dadurch wurde sein Vortrag sehr interessant und packend.
Die Bedeutung von Armut und Reichtum, der Umgang mit Entfernungen und Zeit, Esskultur, Hygiene und Feste, das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen, die Auswirkungen des Kastensystems und natürlich die Lebenssituation gehörloser Inder waren Schwerpunkte seines Vortrages.
In der Diskussion wurden weitere Themen angesprochen (z.B. Wie viel kostet eine solche Reise, kann man auch als Frau alleine reisen, Wie sieht es genau mit den Gebärdensprachen im asiatischen Raum aus…). Nicht nur erfahrene Kofobesucher stellten Fragen – auch einige junge Schüler trauten sich auf das Podium.
Kontakt zum Referenten: mail@bengie.de
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Sabine Schlüss
Fotos:
Ingo Langner
Ich und Du – Selbstwertgefühl und Respekt
Referentin: Sandra Wiegand (Kommunikationstrainerin und Coach, gl, Potsdam)
Trotz winterlichem Wetter hatten wir ein “volles Haus”. Ca. 100 BesucherInnen hatten sich für das Kofo mit Sandra Wiegand auf den Weg gemacht. Sie wurden nicht enttäuscht: Die Referentin beeindruckte ihr überwiegend gehörloses Publikum durch einen mitreißenden Vortrag. In den Mittelpunkt stellte sie die Bedeutung des Selbstwertgefühls. Sie zeigte vor allem Möglichkeiten auf, wie man das SWG stärken kann. Natürlich ist es kaum möglich, alle Aspekte zu diesem Thema in einem einstündigen Vortrag zu berücksichtigen. In der anschließenden Diskussion gab die Referentin Antworten auf die ergänzenden Fragen des Publikums.
Gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung, eine positive Haltung zu sich selbst und seinem Gegenüber, Zusammenhalten in der Gemeinschaft – das waren Grundsätze, die viele ZuschauerInnen als Ermutigung zu einem besseren Miteinander mit nach Hause nahmen.
Kontakt zur Referentin: wiegand@taub-aber-oho.de
Moderation:
Winny Stenner
Gebärdensprachdolmetschen:
Karina Orlowski, Andrea Knipping (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Susanne Lipka
Fotos:
Ingo Langner