2015
Reise nach Marokko
Jenny Igersky
Jenny Igerski berichtete mit eindrucksvollen Fotos über ihre mehrmonatige Reise nach Marokko 2012. Sie arbeitete dort mehrere Wochen an einer privaten Schule und betreute zwei gehörlose Kinder. Anschließend ist sie alleine als Backpackerin durch das Land gereist. So konnte sie Land und Leute intensiv kennen lernen.
Leider war dieses Kofo nicht so gut besucht, aber für die anwesenden Gäste war es ein spannender Bericht mit vielen Tipps für eine eigene Reiseplanung.
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner
Denn was morgen ist, wissen wir nicht – Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung
Denn was morgen ist, wissen wir nicht – Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung
Dirk R. Schuchardt
(Dipl.-Verwaltungswirt)
Ein Thema, das man gerne verdrängt, deshalb wurden wir überrascht von der Vielzahl der Besucher, für die wir sogar noch Stuhlreihen anbauen mussten. Auch zahlreiche junge Menschen saßen im Publikum. Allerdings hob auf die Frage des Referenten, wer denn schon eine Vorsorgevollmacht ausgefüllt habe, niemand seine Hand…
Die meisten Zuschauer erhofften sich offensichtlich von dieser Veranstaltung wichtige Informationen zu diesem Thema. Sie wurden nicht enttäuscht: Dirk R. Schuchardt gelang es, die trockene Materie sehr anschaulich und spannend vorzutragen. Zum Schluss wurden alle ermahnt, sich noch am selben Abend bei einer guten Flasche Wein hinzusetzen (denn wer weiß, was morgen ist… 🙂 aber Apfelschorle tuts wahrscheinlich auch) und die wichtigsten Papiere auszufüllen. Am Ende der Veranstaltung bedankten sich einzelne Besucher persönlich für die gute Information.
Hier eine Zusammenfassung des Vortrags: Handout
Die Formulare zum Herunterladen: Patientenverfügung; Vorsorgevollmacht; Organspende
Die Veranstaltung wurde gefilmt. Die Fertigstellung ist wegen Dolmetschereinblendung und Untertitelung aufwändig – nach Fertigstellung wird der Film hier verlinkt.
Kontakt zum Referenten: post@schuchardt-seminare.de
Homepage: www.schuchardt-Seminare.de
Moderation:
Michael Mees
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Ulrike Kretzer
Fotos:
Bernd P. Schneiders, Helga Ulbricht
Respektiere meine Kultur
Ege Karar
(Seminarleiter DeafTrain, RWTH Aachen)
Gerade in der heutigen Zeit (Zunahme von Migration, Vorurteilen, religiösem Fanatismus) ist es wichtig, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Kulturen gegenseitig respektieren und eine gute Form des Zusammenlebens finden. Ege Karar erklärte zunächst das Projekt DeafTrain der RWTH Aachen, das nach 3 Jahren Förderung im April dieses Jahres ausgelaufen ist. Die Seminare können weiterhin noch stattfinden, müssen aber bezahlt werden. Themen sind verschiedene Aspekte der interkulturellen Kommunikation; Zielgruppe sind Fachleute in Einrichtungen für Hörbehinderte, Menschen mit Migrationshintergrund, Kollegen und Schüler. Ege berichtete aus den Erfahrungen dieser Seminare, die in ganz Deutschland stattgefunden haben. Eindrucksvoll waren die Schilderungen gehörloser Migranten über ihre ersten Eindrücke in Deutschland. Klar wurde auch, dass gehörlose Menschen mehr kulturelle Unterschiede bewältigen müssen als hörende Menschen und besonders die Vorbereitung auf die fremde Sprache eine große Herausforderung darstellt. Aber Vielfalt ist möglich und sogar eine Bereicherung, man kann “in verschiedenen Kulturen unterwegs sein”.
Natürlich verläuft es nicht immer harmonisch, Vorurteile und Konflikte müssen angesprochen werden. Ege berichtete von einer speziellen Methode der Gegenüberstellung, die mit gut vorbereiteten Moderatoren durchgeführt wurde.
Die anschließende Diskussion wurde sehr engagiert geführt. Eine Teilnehmerin berichtete auch von negative Erfahrungen mit Migranten und wünschte, dass diese sich auch öffnen müssen für unsere Gesellschaft. Es wurde auch auf die Situation gehörloser Flüchtlinge hingewiesen, die zu wenig Unterstützung der Gehörlosengemeinschaft erhalten. Ege erwiderte, dass ein entsprechendes Seminarangebot an die Landesverbände im Juli abgesagt werden musste, weil es zu wenig Anmeldungen gab. Ein Diskussionsteilnehmer wies darauf hin, dass es sehr schwierig ist, die Fähigkeiten gehörloser Migranten einzuschätzen, da sie sich nicht ausreichend in DGS äußern können. Auf jeden Fall muss man ihnen Zeit geben, sich Sprache und Kultur anzueignen.
Weitere Informationen: www.deaftrain.de
Kontakt zum Referenten: e.karar@signges.rwth-aachen.de
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Magdalena Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Mario Kaul; Ulrike Kretzer
Fotos:
Ingo Langner
Ich habe Krebs - und dann?
Anke Trostel (KoFit e.V.)
Knapp hundert Gäste kamen zu diesem Kofo-Abend, darunter auch zahlreiche junge Besucher. In Ankes Vortrag ging es weniger um medizinische Diagnose und Therapie, sondern um die Auseinandersetzung als betroffener Mensch mit dieser heimtückischen Krankheit. Sie selbst berichtete offen über ihre Erkrankung und die zusätzlichen Schwierigkeiten als Gehörlose (z.B. Dolmetschermangel in ländlicher Region, vergebliche Suche nach Austausch in Selbsthilfegruppe).
Sicherlich hat ihr eine positive Grundhaltung geholfen, diese Probleme zu bewältigen und mit den Folgen ihrer – überwundenen – Krankheit zu leben.
Um den Austausch Betroffener zu verbessern und gemeinsame Interessen zu vertreten, engagiert sich Anke im Verein KoFit e.V.: http://kofit.de
Nach diesem packenden Vortrag gab es eine lebendige Diskussion, an der sich auch eine junge Besucherin beteiligte und über Hilfen für krebskranke Kinder und Jugendliche informierte.
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Sandra Wolfien (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Thorsten Mühlberg
Der Deutsche Gehörlosen-Bund – Geschichte und Bedeutung für Gegenwart und Zukunft
Helmut Vogel
(Präsident des Deutschen Gehörlosen-Bundes, freiberuflicher Historiker und Dozent)
Helmut Vogel nahm zuerst zu aktuellen Entwicklungen Stellung. Dann begann er seinen Vortrag über die Geschichte des DGB nach seiner Wiedergründung 1950 bis heute. Seit den 70er Jahren waren Gebärdensprache, Bildung, Dolmetschereinsatz und Aufklärung der Öffentlichkeit (z.B. am Tag der Gehörlosen) wichtige Schwerpunkte der Verbandspolitik. Die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit zeigte sich 1981 bei einer breiten Unterschriftenaktion für die Untertitelung von Fernsehsendungen, die 580.000 Unterschriften brachte! In den folgenden Jahren war neben dem Einsatz für die Anerkennung der Gebärdensprache die Kultur gehörloser und gebärdensprachiger Menschen ein zentrales Anliegen. Die ersten Kulturtage fanden statt und Kulturpreisträger wurden nominiert. International arbeitet der DGB im Weltverband der Gehörlosen (WFD) mit und beteiligte sich damit an der Ausarbeitung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen.
Bei vielen älteren Zuschauern weckte der Vortrag viele Erinnerungen an selbst erlebte Aktionen – für jüngere wurde deutlich: Politische Erfolge fallen nicht vom Himmel, sie sind das Ergebnis engagierter Arbeit.
In der Diskussion wurde deutlich, dass auch heute noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. Das geplante Bundesteilhabegesetz ist eine Chance zur Beendigung der Diskriminierung im privaten, sozialen und kulturellen Bereich und soll entscheidende Verbesserungen bringen, z.B. einkommensunabhängigen Dolmetschereinsatz. Zum Konflikt mit der Kölner Arbeitskreis Sign-Teilhabe erklärte Helmut Vogel, dass Zuständigkeiten und Kommunikationsstrukturen beachtet werden müssen.
Zum Abschluss meinte der Referent, dass es sehr wichtig ist, Landes- und Ortsverbände in die politische Diskussion einzubeziehen. Eine kleinschrittige Vorgehensweise kann mehr Erfolg bringen.
Moderation:
Ralf Kirchhoff
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz, Rafael Grombelka (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner, Frank Brüggemann
Teilhabegesetz: Soziale Teilhabe und Teilhabegeld
Martin Woltemate
(Arbeitskreis "Sign-Teilhabe" VGKU e.V. Köln)
Vor vollem Haus (wir zählten ca. 150 Besucher!) berichtete Martin Woltemate mit einer sehr anschaulichen Präsentation zunächst über den Stand der Gesetzgebung: Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenkonvention hat sich die Bundesrepublik verpflichtet, Behinderte voll am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Ende 2015 soll ein Entwurf zu einem Teilhabegesetz vorliegen. In einem Ausschuss auf Bundesebene ist auch die Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten vertreten. Der Kölner Arbeitskreis sieht hier die Belange der Gehörlosen noch nicht ausreichend vertreten. Um speziell die Interessen der gebärdensprachigen Menschen stärker in die politische Diskussion einzubringen, wurde 2013 der Kölner Arbeitskreis „Sign-Teilhabe“ gegründet. Die Gruppe befasste sich sehr intensiv unter Einbezug von Wissenschaftlern mit dem Thema. Martin stellte das umfassende Positionspapier vor – mit Forderungen zur Umsetzung der gesellschaftlichen Teilhabe und zum Teilhabegeld. Die Arbeitsgruppe sieht sich dabei als Ideengeber und Diskussionspartner in einem demokratischen Prozess.
Die anschließende Diskussion wurde sehr engagiert geführt: Es gab Fragen zur möglichen Konkurrenz mit dem DGB, zur Umsetzung der gesellschaftlichen Teilhabe, zur Höhe des Teilhabegeldes.
Insgesamt war es eine sehr informative Veranstaltung mit zahlreichen, auch kritischen Diskussionsbeiträgen.
Zum ersten Mal war Ralf Grombelka als tauber Gebärdensprachdolmetscher im Einsatz. Er dolmetschte alle Beiträge in International Sign – schnell und gut verständlich für die anwesenden internationalen Gäste.
Website der Arbeitsgruppe “Sign-Teilhabe”: http://www.sign-teilhabe.vgku.de/
Positionspapier der Arbeitsgruppe: http://www.sign-teilhabe.vgku.de/Positionspapier.pdf
Positionspapier der Deutschen Gesellschaft zum Bundesteilhabegeld: https://www.deutsche-gesellschaft.de/ueber-uns/aktuelles/anhaenge/bthgpauschgeldleistung141113.pdf
Die Unterschiede in den Positionspapieren kann man als Zusammenfassung in der Ausgabe 1/2015 der Deutschen Gehörlosen-Zeitung nachlesen (Artikel von Thomas Mitterhuber).
Moderation:
Ralf Kirchhoff
Gebärdensprachdolmetschen:
Mäggie Meisen, Bastienne Blatz, Rafael Grombelka (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner