Leben mit Usher
Referenten: Uwe Zelle (Fachberater für Taubblinde, Deutsche Gesellschaft für Taubblindheit)
Sascha Ritter, Karim El Mayati (usher-taubblinde jugend)
Über 60 Besucherinnen und Besucher kamen zu diesem Kofo-Abend im Dezember. Darunter waren auch mehrere taubblinde Gäste mit ihren Assistenten.
Uwe Zelle begann seinen Vortrag mit einer kurzen Vorstellung: Er ist taub geboren, schon früh wurde bei ihm eine Sehbehinderung festgestellt. In seinem Ausbildungsberuf Bauzeichner war er nur kurze Zeit tätig. Er beschloss daraufhin, beruflich und ehrenamtlich mit tauben Menschen zu arbeiten. Dem Kofo Essen, das in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum feiern konnte, fühlt er sich besonders verbunden: Er hat es 1994 mit gegründet.
Heute ist er staatlich anerkannter Gebärdensprachdozent und war an verschiedenen Projekten der RWTH Aachen (Kompetenzzentrum SignGes) und der Universität Köln beteiligt. Aktuell arbeitet er als Mitarbeiter im Projekt DeafMentoring der Universität Köln und als EUTB-Fachberater bei der Deutschen Gesellschaft für Taubblinde (DGfT) in Essen. Außerdem ist er ehrenamtlich im Bereich Taubblindheit aktiv.
Anschließend erklärte der Referent die Arbeit der EUTB (=Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung): Hier findet – in Ergänzung zu anderen Stellen – Beratung „von Betroffenen für Betroffene“ statt, ganz nach den individuellen Bedürfnissen der Ratsuchenden. Das EUTB-Büro für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen befindet sich bei der DGfT im Haus der Technik in Essen, die Beratung kann aber auch bei Bedarf bei den Ratsuchenden zu Hause oder über Telefon und Skype durchgeführt werden. Alle Beraterinnen und Berater können gebärden, taktil gebärden und lormen und haben Schweigepflicht. Uwe erläuterte die umfangreichen Beratungsinhalte – man kann sie auf der Website der DGfT (siehe unten) nachlesen.
Dritter Schwerpunkt von Uwes Vortrag war das Leben mit Usher am Beispiel seines privaten und beruflichen Werdegangs. Hier nur wenige Punkte seiner interessanten Schilderung: Obwohl seine Sehbehinderung schon früh festgestellt wurde, erfuhr er erst als 23-Jähriger den Namen: Usher. Bis heute fühlt er sich aber der Gehörlosenwelt und der Gebärdensprachgemeinschaft zugehörig. Besonders durch seine ehrenamtliche Tätigkeit hat Uwe viele Betroffene auf nationalen und internationalen Treffen kennen gelernt. Auch politisch gab es Erfolge: z.B. die Ausbildung der Taubblindenassistenten und die Einführung des Merkzeichens TBl im Schwerbehindertenausweis. So kann er insgesamt ein positives Fazit ziehen.
Anschließend berichteten Karim El Mayati und Sascha Ritter kurz über ihr Leben mit Usher und über die Gründung und Aktivitäten der usher-taubblinden Jugend NRW. Die Gruppe wurde 2016 gegründet und ist beheimatet in Köln und Umgebung. Sie bietet aber gemeinsame Aktivitäten und Austausch für taubblinde und hörsehbehinderte junge Menschen in ganz NRW an. So unternahmen sie z.B. Ausflüge nach Hamburg und Düsseldorf und treffen sich regelmäßig zu Freizeitaktivitäten. Die Form der Kommunikation ist je nach Bedarf unterschiedlich: DGS und taktile Gebärdensprache, Lautsprache und LBG, Lormen und Brailleschrift – Alle sind willkommen. Auf der Website der Gruppe (siehe unten) ist auch ein eindrucksvolles Video über ihre Unternehmungen verlinkt.
In der Diskussion gab es u.a. Fragen zur Ausbildung und Anzahl der Taubblindenassistenten in Deutschland und Europa und insbesondere zu den Aktivitäten und zur Kommunikation der Jugendgruppe.
Links:
EUTB-Beratungsstelle: www.gesellschaft-taubblindheit.de
Usher-taubblinde Jugend NRW: leben-mit-usher.de/usher-jugend
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Bastienne Blatz, Sandra Wolfien (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Kofoteam