Jahrgang 2013
2013
Organspende – Richtig? Wichtig? Lebenswichtig?!
Referent: Heiner Smit
(Deutsche Stiftung Organtransplantation)
Alle Versicherten haben in letzter Zeit von ihrer Krankenkasse eine Information und einen Organspende-Ausweis erhalten. Trotzdem besteht großer Informationsbedarf.
Heiner Smit berichtete über seine langjährige Erfahrung, über persönliche Schicksale und ermutigte die Anwesenden, den Organspende-Ausweis auszufüllen. So überlässt man diese Entscheidung nicht den Angehörigen. Er beantwortete in seinem Vortrag die wichtigsten Fragen:
z.B. Wie viele Menschen warten in Deutschland auf ein neues Organ? Wie viele Spender gibt es? Was regelt das Transplantationsgesetz? Wie wird der Tod eines Menschen festgestellt? Was passiert bei der Organentnahme? Kann man noch Schmerzen empfinden? Gibt es einen würdevollen Abschied? Wer entscheidet über die Organvergabe? In der anschließenden Diskussion konnten zahlreiche weitere Fragen geklärt werden.
Dank auch an das Dolmetschteam, das den Vortrag für die gebärdensprachkundigen Zuschauer sehr lebendig übertrug.
Für alle, die die Präsentation der Veranstaltung nachlesen möchten:
Präsentation
Moderation:
Philipp Wacker
Gebärdensprachdolmetschen:
Bastienne Blatz, Magdalena Meisen (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner
Gehörlos und dement – Was nun?
Referentinnen: Anke Dieberg (vormals Stilgenbauer),
Andrea Huckemeier (Kompetenzzentrum Gehörlose Menschen im Alter, Essen)
Immer mehr ältere Menschen leiden unter Demenz. Die besondere Situation hörgeschädigter Senioren ist aber bisher kaum erforscht. So interessierten sich viele gehörlose, schwerhörige und hörende Besucher für dieses Thema. Die beiden Referentinnen berichteten über das Modellprojekt GIA, über Demenz und ihre Anzeichen, über den Umgang mit dementen Menschen, die besondere kommunikative Situation gehörloser Senioren und über Hilfs- und Entlastungsangebote für Angehörige. Der sehr informative Vortrag endete mit einer wichtigen Feststellung: Der Mensch mit Demenz bleibt ein Mensch und hat ein Recht auf Respekt, Würde und Lebensqualität.
Für alle, die die Präsentation der Veranstaltung nachlesen möchten:
Präsentation
Links: Modellprojekt Universität Köln GIA -Gehörlose Menschen im Alter
Kompetenzzentrum Gehörlose Menschen in Essen mit Flyern zum Ausdrucken
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Bastienne Blatz, Sandra Wolfien (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Frank Brüggemann
Inklusion für hörbehinderte Schüler – sind wir auf dem richtigen Weg?
Podiumsdiskussion (Vorträge Dr. Ulrich Hase, Gabriele Mauermann)
Mit knapp 200 Besuchern war dieses Kofo so gut besucht wie selten. Lehrer, Eltern, Schüler, Verbandsvertreter, erwachsene hörbehinderte Menschen und (fast) alle Landtagsfraktionen waren vertreten.
Nach einem engagierten Impulsreferat von Dr. Ulrich Hase erläuterte die Ministerialrätin Gabriele Mauermann den Stand der Umsetzung des 9. Schulrechtsänderungsgesetzes in NRW.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass alle Betroffenen die Beibehaltung (aber auch Verbesserung) der Förderschulen neben der Regelbeschulung wünschen. Die neu zu bildenden Schwerpunktschulen sollten auf die Bedürfnisse hörbehinderter Schüler gut angepasst sein und das Unterrichtsfach Deutsche Gebärdensprache einen festen Platz erhalten.
Die Publikumsdiskussion zeigte, dass viele Probleme im Detail liegen: Regelschule für ein gehörloses Kind ja, aber kein Geld für Gebärdensprachdolmetscher; Benachteiligung der Förderschulen bei Vertretungsunterricht; Vereinzelung der Förderschullehrer an allgemeinbildenden Schulen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Um 21.40 musste der Moderator Wolfgang Kleinöder die Diskussion beenden und schlug vor, dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufzugreifen und die Schüler als wichtigste Gruppe stärker einzubeziehen.
Ministerium und Politiker haben – wie Frau Mauermann bemerkte – hörbehinderte Menschen wieder einmal als „kritisches Publikum“ wahrgenommen. So soll es bleiben.
Für alle, die die Beiträge der Veranstaltung nachlesen möchten:
– Präsentation (Gabriele Mauermann)
– Protokoll (auf der Grundlage der Mitschrift der Schriftdolmetscher) mit Kurzvorstellung der Podiumsgäste
Queer – Was ist schon normal?
Referentinnen: Swantje Marks (Studentin) und
Lena Brückmann (Gebärdensprachdolmetscherin)
An diesem Kofo hatten viele junge Menschen Interesse. Swantje und Lena referierten locker und als gut eingespieltes Team. Zuerst erklärten sie den Begriff “Queer”. Seit den 1990er Jahren bezeichnen sich damit Menschen, die von der heterosexuellen Norm abweichen. Mit der Frage: “Was ist typisch Mann?” “Was ist typisch Frau?” verdeutlichen sie die gesellschaftlichen Rollenerwartungen. Der Hammer landete in der blauen Kiste, der Spiegel in der rosa Kiste. Im Laufe des Vortrags wurde klar, dass diese Erwartungen auf viele Menschen nicht passen. Es gibt viel mehr Möglichkeiten der Sexualität (ebenso wie es auch asexuelles Verhalten gibt). Die Referentinnen erklärten unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Intersexualität. Für diejenigen, die aus der “Norm” fallen, ist es schwierig, ihre sexuelle Identität zu finden und zu leben.
In der anschließenden Diskussion gab es viele Fragen, z.B. zur rechtlichen Situation bei Geschlechtsänderungen. Ein Teilnehmer meinte auch, dass die Gesellschaft sich öffnet. Z.B. in der Mode gibt es immer weniger geschlechts”typische” Normen.
Vielleicht wäre es für ein solches Thema besser, einen lockeren, offenen Rahmen zu schaffen: ohne Bühne, mit direktem Kontakt zum Publikum. Wie man das barrierefrei realisieren kann, müssen wir für zukünftige Veranstaltungen überlegen.
Taube Gebärdensprachdolmetscher – Was sind die Voraussetzungen? Wo werden sie eingesetzt? Wie arbeiten sie?
Taube Gebärdensprachdolmetscher – Was sind die Voraussetzungen? Wo werden sie eingesetzt? Wie arbeiten sie?
Referent: Ege Karar
(Sozialpädagoge und TGSD, Aachen)
Ein interessiertes Publikum hat sich zu unserem ersten Kofo in diesem Jahr eingefunden. Es gab offensichtlich sehr viel Aufklärungsbedarf. Viele konnten sich vor der Veranstaltung nicht vorstellen, was genau die Aufgaben und Einsatzbereiche eines tauben Gebärdensprachdolmetschers sind.
Ege Karar schaffte es, mit einem klar strukturierten und gut verständlichen Vortrag diese Informationslücken zu füllen. Es gelang ihm auch, durch Praxisbeispiele den Vortrag lebendig und anschaulich zu gestalten: Freiwillige aus dem Publikum probten mit viel Lacherfolg ihren Einsatz als „Feeder“ und Videobeispiele zeigten den Dolmetschereinsatz im Ausland. Zum Abschluss ging der Referent auf bestehende Probleme und Herausforderungen ein, z.B. die Anerkennung durch Kostenträger. Die anschließende Diskussion war sehr lebhaft und vertiefte die Informationen.
Eine kurze Vorstellung des Referenten und Links zu interessanten Videos zum Thema sind hier nachzulesen.
Ege empfahl auch zwei Artikel von Patrick Boudreault (über die Geschichte der Professionalisierung und die Arbeit von gl Gebärdensprachdolmetschern) veröffentlicht in DAS ZEICHEN 2010:
Gehörlose Dolmetscher in Kanada, Teil 1 und Teil 2
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Magdalena Meisen, Sandra Wolfien (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Sabine Schlüß
Fotos:
Frank Brüggemann