Leben mit Taubblindheit und Taubblindenassistenz
Claudia Preißner, Kornelia Szypula, Wolfgang Biermanski
Zu diesem Kofo konnten wir mehrere taubblinde Gäste mit ihren Assistenten begrüßen. Auch zahlreiche Jugendliche waren erschienen, um sich über dieses Thema zu informieren.
Den ersten Teil des Vortrags übernahmen Claudia Preißner und Kornelia Szypula. Sie berichteten, dass in NRW ca. 1900 taubblinde Personen oder Personen mit starker Hörsehbehinderung wohnen, ihnen stehen bisher 95 Taubblinden-Assistenten zur Verfügung. Die meisten von ihnen üben diese Tätigkeit nebenberuflich aus, sodass sie nur mit geringer Stundenzahl eingesetzt werden können. Es besteht also ein großer Bedarf. Viele Taubblinde leben ohne Taubblindenassistenz in großer Isolation und kennen ihre Rechte nicht.
Die Referentinnen erklärten Ursachen, Formen und Folgen von Taubblindheit. Bei erworbener Taubblindheit unterscheidet man zwischen gebärdensprachlich und lautsprachlich aufgewachsenen Taubblinden. Taubblinde unterscheiden sich also stark in ihren kommunikativen Bedürfnissen. Deshalb ist die Ausbildung zum/zur TaubblindenassistentIn anspruchsvoll: Unterrichtet werden Kenntnisse in DGS, taktilen Gebärden, Lormen, Brailleschrift, Mobilität sowie medizinisches, rechtliches und psychologisches Hintergrundwissen. Dies wird an 10 Wochenenden, einer Blockwoche Unterricht, wöchentlichem DGS-Unterricht und Praktika vermittelt.
Anschließend berichtete Wolfgang Biermanski sehr anschaulich über sein Leben als Taubblinder. Er ist von Geburt an blind und verlor als Jugendlicher 90% seines Gehörs. Dadurch litt er sehr unter Kontaktarmut. Seine Lebenskrise überwand er mit Hilfe einer Psychotherapeutin. Er erhielt den Hinweis auf eine Selbsthilfegruppe, die für ihn in dieser Situation sehr wertvoll war. Er wollte nicht als „Besenbinder“ enden, sondern engagierte sich in der Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben (ISL), in der SPD, nahm an Radtouren teil, war aktiv dabei beim Kanalfest am Rhein-Herne-Kanal 2017 und beim Selbsthilfetag in Herne, war beteiligt an der Überprüfung des Landtags NRW auf Barrierefreiheit und sprach mit Politikern wie Martin Schulz und Andrea Nahles. Damit sind nur einige seiner Aktivitäten genannt. Die Beteiligung in einer Selbsthilfegruppe und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben durch Assistenten sind Tipps, die er allen Betroffenen geben möchte.
In der Pause konnten die Besucher Hörsehbehinderung und Taubblindheit mit speziellen Brillen und Gehörschutz simulieren.
Informationen über Taubblindheit: Flyer Taubblindheit Informationen zur TBA-Qualifizierung:Info TBA-Qualifizierung
Weitere Fragen werden gerne beantwortet: info@taubblindenassistenz.de
Moderation:
Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen:
Magdalena Meisen, Bastienne Blatz (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos:
Ingo Langner
TBA-Assistenz:
Falk Rollmann