Organspende geht uns alle an
Dr. Anja Schneider (Fachärztin für Innere Medizin, Mülheim a.d. Ruhr)

In Deutschland sind – im Vergleich zu anderen europäischen Staaten – nur wenige Menschen bereit, ihre Organe oder Gewebe zu spenden. Viele Patienten warten deshalb sehr lange auf ein Spender-Organ und etliche versterben während der Wartezeit. Deshalb ist gute Information sehr wichtig.
Frau Dr. Anja Schneider ist Fachärztin für Innere Medizin, selbst hörbehindert und referiert in Gebärdensprache.
Hier nur einige Punkte aus ihrem sehr interessanten Vortrag:
Die Referentin erklärte, dass in Deutschland die Hirntod-Diagnostik gilt: Nur wenn das Gehirn unumkehrbar (endgültig) tot ist, dürfen Organe entnommen werden. Diese Diagnostik ist sehr genau.
Seit 2012 gilt in Deutschland die Entscheidungslösung: Man kann entscheiden, ob man Organe bzw. Gewebe spenden möchte oder nicht. Die Entscheidung zur Organspende sollte man nicht den Angehörigen überlassen, sondern selbst treffen. Dafür gibt es die Möglichkeit, einen Organspende-Ausweis bei sich zu tragen oder sich in das Organspende-Register einzutragen. Auch in der Patientenverfügung kann man die Entscheidung eintragen.
Die Organisation der Transplantation ist so geregelt, dass Organhandel unmöglich ist. Das Transplantationsgesetz regelt den Ablauf.
Es wurde deutlich, dass in Deutschland eine Organ-Transplantation nach strengen Regeln abläuft. Man muss nicht befürchten, dass Organe entnommen werden, wenn der Tod noch nicht endgültig ist. Niemand kann damit Geschäfte machen – es ist aber ein großer Gewinn für Patienten, die zurzeit noch viel zu lange auf ein Organ warten müssen.
Hier nur einige Fragen aus der regen Diskussion:
– Was passiert, wenn ich im Ausland versterbe? Antwort: Man sollte seinen Organspende-Ausweis dabei haben. Ansonsten gilt das Recht im Ausland.
– Reicht es, wenn man ein Tattoo für eine Organspende auf der Haut trägt? Antwort: Nein, wegen der fehlenden Unterschrift.
– Wäre eine Widerspruchslösung (man muss widersprechen, wenn man nicht spenden möchte) wie in anderen europäischen Ländern besser? Antwort: Ja, dann gäbe es sicherlich mehr Organspender.
– Gibt es noch andere Gründe für die geringe Spenderzahl? Antwort: Hirntodfeststellung (in einigen Ländern reicht Herztod), weniger Verkehrstote (auch durch gute Rettungskette). Die meisten Organspender gibt es in Spanien (Dort gibt es die Widerspruchslösung und Transplantation nach Herztod).
Die Referentin hatte viele Info-Broschüren und Organspende-Ausweise zur Mitnahme ausgelegt.
Informationen und kostenlose Broschüren kann man auch hier erhalten: https://www.organspende-info.de/

Moderation: Michael Mees
Gebärdensprachdolmetschen: Bastienne Blatz, Sandra Lintz-Naumann
Schriftdolmetschen: Cornelia Krajewski, Ulrike Kretzer
Fotos: Royse Garcia
