Studium und Hörbehinderung
Laura Prokop, Michael Rogachevsky, Johannes Behr
Trotz Corona-Beschränkungen konnten wir ca. 50 meist junge Besucherinnen und Besucher begrüßen, einige auch in Begleitung ihrer Eltern. Darüber freuten wir uns sehr, denn ein solches Publikum hatten wir uns für diese Veranstaltung gewünscht. Unser letztes Kofo zum Thema Studium fand 2006 statt – in der Zwischenzeit hat sich einiges für hörbehinderte Studierende verbessert – aber immer noch haben sie mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es ist deshalb gut, wenn man sich schon vor Beginn eines Studiums darauf vorbereiten kann.
Drei Studierende mit unterschiedlichen Hörbehinderungen und Studienfächern berichteten über ihre Erfahrungen und gaben Tipps für einen guten Start ins Studium, hier nur eine kurze Zusammenfassung ihrer wichtigsten Empfehlungen:
- Man muss starkes Interesse am Studienfach haben, dann hat man auch die Motivation und das Durchhaltevermögen, um schwierige Situationen zu meistern.
- Ein selbstbewusster, offener Umgang mit der Hörbehinderung gehört auch zu den Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium.
- Wenn man mit Freunden gemeinsam studiert, kann man sich über Erfahrungen austauschen und fühlt sich nicht isoliert. Auch eine aktive Freizeitgestaltung – Sport, Kultur oder private Treffen – kann das Studium erleichtern.
- Man sollte auch davon ausgehen, dass ein Studium ohne entsprechende Hilfen (Dolmetscher und/oder technische Hilfen) kaum zu schaffen ist.
- Das erste Semester ist oft das schwierigste. Man muss sich an der Hochschule orientieren, mit Technik und Dolmetschenden klarkommen, Kontakte knüpfen. Das ist aber kein Grund, aufzugeben. Denn die Erfahrung zeigt: Danach wird es leichter.
Ganz praktisch beginnt die Vorbereitung mit zahlreichen Anträgen:
- Mit einem Härtefallantrag (HNO-Ärztin bescheinigt z.B. die Gehörlosigkeit) wird man bei der Wahl des Studienortes bevorzugt. Auf dem Portal hochschulstart.de kann man sich bewerben.
- Den BAföG-Antrag stellt man am besten digital – online-Anträge werden schneller bearbeitet.
- An der Hochschule wendet man sich zuerst an den/die Behindertenbeauftragte. Man kann dort Unterstützung bei der Dolmetschersuche und -Finanzierung bekommen und einen Antrag auf Nachteilsausgleiche (z.B. Zeitverlängerung, Nichtberücksichtigung von Grammatik- und Rechtschreibfehlern) stellen.
Nach den sehr informativen Vorträgen konnten im persönlichen Gespräch in der Pause und während der anschließenden Diskussion noch zahlreiche Fragen gestellt werden.
Moderation:
Michael Mees
Gebärdensprachdolmetschen:
Bastienne Blatz, Sandra Lintz-Naumann (Skarabee)
Schriftdolmetschen:
Mario Kaul, Cornelia Krajewski
Fotos:
Kofo-Team