Jahrgang 2025
2025
Organspende geht uns alle an
Dr. Anja Schneider (Fachärztin für Innere Medizin, Mülheim a.d. Ruhr)

In Deutschland sind – im Vergleich zu anderen europäischen Staaten – nur wenige Menschen bereit, ihre Organe oder Gewebe zu spenden. Viele Patienten warten deshalb sehr lange auf ein Spender-Organ und etliche versterben während der Wartezeit. Deshalb ist gute Information sehr wichtig.
Frau Dr. Anja Schneider ist Fachärztin für Innere Medizin, selbst hörbehindert und referiert in Gebärdensprache.
Hier nur einige Punkte aus ihrem sehr interessanten Vortrag:
Die Referentin erklärte, dass in Deutschland die Hirntod-Diagnostik gilt: Nur wenn das Gehirn unumkehrbar (endgültig) tot ist, dürfen Organe entnommen werden. Diese Diagnostik ist sehr genau.
Seit 2012 gilt in Deutschland die Entscheidungslösung: Man kann entscheiden, ob man Organe bzw. Gewebe spenden möchte oder nicht. Die Entscheidung zur Organspende sollte man nicht den Angehörigen überlassen, sondern selbst treffen. Dafür gibt es die Möglichkeit, einen Organspende-Ausweis bei sich zu tragen oder sich in das Organspende-Register einzutragen. Auch in der Patientenverfügung kann man die Entscheidung eintragen.
Die Organisation der Transplantation ist so geregelt, dass Organhandel unmöglich ist. Das Transplantationsgesetz regelt den Ablauf.
Es wurde deutlich, dass in Deutschland eine Organ-Transplantation nach strengen Regeln abläuft. Man muss nicht befürchten, dass Organe entnommen werden, wenn der Tod noch nicht endgültig ist. Niemand kann damit Geschäfte machen – es ist aber ein großer Gewinn für Patienten, die zurzeit noch viel zu lange auf ein Organ warten müssen.
Hier nur einige Fragen aus der regen Diskussion:
– Was passiert, wenn ich im Ausland versterbe? Antwort: Man sollte seinen Organspende-Ausweis dabei haben. Ansonsten gilt das Recht im Ausland.
– Reicht es, wenn man ein Tattoo für eine Organspende auf der Haut trägt? Antwort: Nein, wegen der fehlenden Unterschrift.
– Wäre eine Widerspruchslösung (man muss widersprechen, wenn man nicht spenden möchte) wie in anderen europäischen Ländern besser? Antwort: Ja, dann gäbe es sicherlich mehr Organspender.
– Gibt es noch andere Gründe für die geringe Spenderzahl? Antwort: Hirntodfeststellung (in einigen Ländern reicht Herztod), weniger Verkehrstote (auch durch gute Rettungskette). Die meisten Organspender gibt es in Spanien (Dort gibt es die Widerspruchslösung und Transplantation nach Herztod).
Die Referentin hatte viele Info-Broschüren und Organspende-Ausweise zur Mitnahme ausgelegt.
Informationen und kostenlose Broschüren kann man auch hier erhalten: https://www.organspende-info.de/

Moderation: Michael Mees
Gebärdensprachdolmetschen: Bastienne Blatz, Sandra Lintz-Naumann
Schriftdolmetschen: Cornelia Krajewski, Ulrike Kretzer
Fotos: Royse Garcia

Vielfalt ausgraben - Archäologie 2.0
Ana Smidt (Archäologin, Essen)

Archäologie beschäftigt sich mit ausgegrabenen Fundstücken. Man versucht zu erklären: Wie haben die Menschen früher gelebt? Bisher hat immer das gesellschaftliche Rollenbild die Interpretation der Fundstücke bestimmt. So waren z.B. Männer die Krieger oder Jäger und Frauen die Sammlerinnen. Aber war es wirklich so?
Ana Smidt erklärt in ihrem Vortrag, wie moderne Archäologie die Vielfalt früherer Lebenswelten aufzeigen kann: z.B. völlig unterschiedliche Rollenbilder von Frau und Mann oder die Bedeutung von Behinderung und Krankheit in der Gemeinschaft.
Die Referentin erklärte mehrere wichtige Fundstücke, deren Bedeutung man auch im Internet recherchieren kann: die Figurine von Willendorf, das Künstlerdorf Gönnersdorf, das Neandertalerkind mit Trisomie 21, Jäger*innen der peruanischen Alpen, Krieger von Birka, das Kriegergrab von Sountaka, die Figurine aus Ain Sakhri.
Im Anschluss an den interessanten Vortrag begann eine lebhafte Diskussion.
Man fragte, ob es früher ein Matriarchat gab (möglich, aber ohne Schrift nicht eindeutig zu beweisen), warum heute oft zu wenig Zeit für Ausgrabungen ist (Unterbrechungen von Baumaßnahmen kostet Geld), nach Studium und Arbeit als taube Archäologin, nach dem Einfluss von Frauen auf die Forschungsergebnisse und vieles Weiteres mehr.

Moderation: Ralf Kirchhoff
Gebärdensprachdolmetschen: Bastienne Blatz, Sandra Lintz-Naumann
Schriftdolmetschen: Cornelia Krajewski, Mario Kaul
Fotos: Royse Garcia

Frontrunners 19 - Das internationale Bildungsprogramm für taube junge Menschen
Dominik Weitz (Student, Hamburg)

Leider gab es an diesem Tag einen Streik der Verkehrsbetriebe, außerdem waren etliche Jugendliche im Praktikum oder auf Klassenfahrt. Trotzdem erschienen ca. 40 Besucher*innen, um Dominiks lebendigen Bericht über seine Zeit bei „Frontrunners 19“ zu erleben.
Er berichtete über die Geschichte dieser internationalen Bildungsveranstaltung in Castberggard/Dänemark, über die Inhalte und die Finanzierung.
Sehr gefallen hat ihm während dieser 9 Monate das gemeinsame Lernen, auch aus Misserfolgen und der Erfahrungsaustausch. Die persönliche Weiterentwicklung steht im Vordergrund. Anspruchsvoll waren auch die besonderen Herausforderungen (Challenges), die zu meistern waren. Außerdem musste noch ein umfangreiches Projekt selbst erstellt und durchgeführt werden.
Für seinen weiteren beruflichen Werdegang war diese Zeit sehr wertvoll.
Kontakt zu Frontrunners: @pifrontrunners @frontrunnersinsta
https://www.frontrunners.dk/

Moderation: Katrin Müller
Gebärdensprachdolmetschen: Bastienne Blatz, Sandra Lintz-Naumann
Schriftdolmetschen: Cornelia Krajewski, Sandra Bulat
Fotos: Royse Garcia
